III. Regionalkonferenz Pommern: „Gemeinsam in Pommern“ in Greifswald

Podium der Zusammenarbeit in Pommern

Greifswald. Die III. Regionalkonferenz Pommern am 11./12. 05. 2006 im BiG Bildungszentrum stieß mit ca. 70 Teilnehmern auf ein breites Interesse. Bereits vor der Konferenz mussten leider Anfragen zur Vorstellung von Projekten abgelehnt werden.

In Kurzvorträgen stellten 10 polnische und deutsche Referenten ihre Projekte über die Zusammenarbeit mit ihren Nachbarn vor.

Im Einführungsreferat zur aktuellen Situation der deutsch- polnischen Beziehungen stellte der Chefredakteur des „Dialog“ kritisch nicht nur anti- europäische und anti- deutsche Einstellungen der polnischen Regierung, sondern auch mangelnde Akzeptanz der deutschen Eliten und Politiker zur engen deutsch- polnischen Zusammenarbeit fest. Es bestehe ein Ungleichgewicht zwischen Deklarationen und der Realität, denn z. Zt. gäbe es kaum eine substantielle Zusammenarbeit, so der erfahrene Politologe und Journalist.

In der anschließenden Diskussion wurde allerdings deutlich, dass die bestehende Zusammenarbeit auf gesellschaftlicher Ebene in der Grenzregion davon kaum negativ frequentiert werde. Das erfuhren die Teilnehmer sowohl von interessanten Projekten aus Brandenburg u. a. zur Einrichtung von Polnischunterricht  in Grundschulen ab Kl. 3, als auch von einer langjährigen Partnerschaft von Stralsund mit Stargard- Szczecinski.

Kurzvorträge zur kulturellen Zusammenarbeit des Pommerschen Landesmuseums, des deutsch- polnischen Künstlerbundes, der Heimvolkshochschule Lubmin und der Stiftung Kulturerbe im ländlichen Raum in M-V überzeugten von ihrer Qualität und ihrem Engagement. Krystyna Dulnik vom Polnisch- Deutschen Frauen- Forum Świnoujście (Swinemünde) konnte mit Stolz von der Auszeichnung mit dem „Silbernen Greif von Westpommern“ durch den Marschall der Wojewodschaft Westpommern berichten. Der Vortrag über die junge Partnerschaft der Gemeinde Neuenkirchen mit dem polnischen Człopa (Schloppe) wurde besonders von den anwesenden polnischen Partnern begrüßt.

Die allgemeine Einstellung auf der Insel Usedom zum polnischen Nachbarn wurde mehrfach bemängelt. Dirk Weichbrodt vom Naturpark Usedom brachte das auf den Punkt: „Es fehlt der Blick nach Polen“. Dabei kritisierte er auch  fehlende Informationen der Medien auf Landesebene. Peter Heise, Geschäftsführer der POMERANIA, informierte über die Einrichtung eines „Stammtisches“ zur Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen den Kaiserbädern und Świnoujście.

Einen interessanten Einblick in die Arbeit des deutsch-polnischen Schulprojektes am Gymnasium Heringsdorf erhielten die Teilnehmer durch den Vortrag von Frau Ines Zapnick und zwei ihrer Schülerinnen. Selbst Laien konnten erkennen, dass diese Arbeit  nicht nur Engagement, sondern auch einen großen Zeitaufwand benötigt, denn bisher gibt es noch nicht einmal ein Lehrbuch für Polnisch. Die von Schulrätin Gudrun Köhn vorgetragene Konzeption zur Einführung des Polnischunterrichts, u. a. auch an der Regionalschule Ahlbeck, lässt hoffen, dass  von staatlicher Seite die Bedingungen zur Erlernung der Sprache unseres Nachbarn geschaffen werden.

Bei der Thematik „Bürgerschaftliches Engagement“ gab es bürgerfreundliche Signale von unserem polnischen Nachbarn. Vertreter der Stadtverwaltung Szczecin und des Marschallamtes informierten: „Die Region muss sich unter voller Mitwirkung der Bürger entwickeln“. Dafür gibt es in Polen ein Gesetz zur Unterstützung des bürgerschaftlichen Engagements.

Deshalb wurden Strukturen geschaffen, die vom Staat getragen werden und bei der Stadtverwaltung und dem Marschallamt angesiedelt wurden. Engagierte Mitarbeiter entwickelten ein Netzwerk der NGO und organisieren Anleitungen für aktive Bürger. In Kürze wird in Stettin ein Förderzentrum für NGO gegründet. Das „Westpommersche Forum der NGO“, bestehend aus Vertretern einzelner Vereine, sorgt für Lobbyarbeit. Interessant ist auch, dass polnische Bürger 1% ihrer Steuern an Vereine spenden können.

Vom „Netzwerk freiwilliges Engagement in Mecklenburg- Vorpommern e. V.“ berichtete Birgit Naxer über Projekte zur Unterstützung von NGOs in Mecklenburg. Trotz Unterstützung durch das Sozialministerium reiche das finanzielle und personelle Potential nicht für eine Abdeckung als landesweite Kontakt- und Beratungsstelle, so Frau Naxer. Weiter vertrat sie die Meinung ihres Vorstandes, dass feste Strukturen für ein solches Netzwerk unerlässlich seien, die hauptamtlich besetzt werden müssten. In ehrenamtlicher Arbeit sei das definitiv nicht leistbar.

Als Fazit des Erfahrungsaustausches wurde erneut deutlich, dass die vielfältigen Projekte auf gesellschaftlicher Ebene eine breitere Öffentlichkeit und ein Netzwerk bzw. eine feste Struktur benötigen, um Koordinierung und Vernetzung zu ermöglichen.

Man einigte sich darauf, die IV. Regionalkonferenz Pommern im Mai 2007 in Westpommern durchzuführen.

Programm III. Pommernkonferenz

„Gemeinsam in Pommern“

III. Regionalkonferenz Pommern

Greifswald. Die Deutsch- Polnische Gesellschaft Vorpommern e. V. und die Friedrich- Ebert- Stiftung laden am 11./12. Mai 2006 zur III. Pommernkonferenz ins BiG Greifswald ein. Die II. Pommernkonferenz fand im Herbst 2004 in Szczecin statt. Es geht erneut um einen Erfahrungsaustausch deutsch- polnischer Zusammenarbeit, wobei dieses Mal ein möglichst breites Spektrum erfasst werden soll.

Vorträge zur aktuellen Situation der deutsch- polnischen Beziehungen und zur Bedeutung der Zusammenarbeit in Grenzregionen werden als Einführung angeboten. Referenten sind der Chefredakteur der Zeitschrift „Dialog“, Basil Kerski, sowie die europapolitische Sprecherin der PDS- Landtagsfraktion, Barbara Borchardt.

Berichte zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Brandenburg und zu aktuellen Projekten der POMERANIA stehen ebenso auf dem Programm wie Kurzvorträge zur Zusammenarbeit in Kunst und Kultur, zwischen deutschen und polnischen Kommunen und Vereinen. Der Erfahrungsaustausch wird auch zum Thema: „Bürgerschaftlichen Engagement – Anspruch und Wirklichkeit“ durch Vertreter aus Szczecin und Schwerin geführt.

Neben dem Geschäftsführer der POMERANIA, Herrn Peter Heise, zählen u. a. Dr. Uwe Schröder vom Pommerschen Landesmuseum, Prof. Manfred Prinz vom deutsch- polnischen Künstlerbund,  sowie Julita Miłosz, Mitarbeiterin im Marschallamt Westpommern, zu den Referenten.

Einen wichtigen Platz auf dieser III. Pommernkonferenz wird die Erlernung von Polnisch einnehmen. Thesen zur Notwendigkeit der Erlernung der Nachbarsprache Polnisch wurden auf einer dreitägigen  Fachtagung in Słubice/Frankfurt (Oder) erarbeitet. Sie werden auf der Konferenz vorliegen.

Als Referenten werden Vertreter des Maxim- Gorki- Gymnasiums Heringsdorf, die Schulamtsleiterin des Staatlichen Schulamtes Greifswald, Frau Jutta Paprott, sowie Frau Ursel Henning von der DPG Brandenburg e. V. erwartet.

Die III. Regionalkonferenz Pommern möchte einen Beitrag zur Beförderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit leisten. In diesem Sinne sollen konkrete Schritte der Koordinierung und Vernetzung diskutiert werden, die eine Ergänzung von Kompetenzen ermöglichen und die Zusammenarbeit effektiver und erfolgreicher gestaltet.

Für die Konferenz haben sich polnische Teilnehmer und Referenten aus Szczecin (Stettin), Świnoujście (Swinemünde), Koszalin (Köslin) und der Partnergemeinde von Neuenkirchen, Człopa (Schloppe), angemeldet.