„Wissen Nachbarn genug voneinander?“

Tagung polnischer und deutscher Journalisten

Greifswald. Zu einer Diskussionsrunde über grenzüberschreitende Berichterstattung und Informationsaustausch trafen sich 30 polnische und deutsche Journalisten, Meinungsforscher und Interessenten am 14. November 2002 im Wiecker Restaurant „Zur Fähre“. Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Vorpommern e. V. hatte mit Unterstützung des Bundespresseamtes und der Deutschen Gesellschaft zu dieser Veranstaltung eingeladen, um das Wissen und die Kenntnisse der Menschen in der Grenzregion übereinander durch Berichterstattung in den Medien zu erhöhen.

Neben Vertretern des Stettiner Fernsehens, des „Kurier Szczecinski“ und des Swinemünder „Wyspiarz“ (Insulaner) nahmen u. a. der Chefredakteur des „Nordkurier“, Dr. Andre Uzulis, die Redakteurin der Ostsee-Zeitung Wolgast, Ingrid Nadler, Studioleiter Stefan Horn vom Greifswalder NDR-Studio sowie Vertreter von Greifswald TV teil. Zur Einführung stellten der polnische Soziologe Dr. Andrzej Michalak und der deutsche Meinungsforscher Dr. Richard Koch die Einstellung der polnischen und deutschen Bevölkerung zur EU-Osterweiterung vor. Dabei bewiesen die Zahlen von Untersuchungen, dass es beiderseits der Grenze nicht geringe Vorbehalte zur EU-Osterweiterung gibt.

In einer anschließenden Podiumsdiskussion wurden Erfahrungen der Zusammenarbeit dargelegt und Beispiele grenzüberschreitender Berichterstattung erläutert. Es wurde u. a. über ständige Artikelserien zu aktuellen und speziellen Themen des Nachbarlandes im „Nordkurier“, über die deutsch-polnische Sendung „Radio Pomerania“ und den Austausch von Informationen zwischen der Wolgaster Ostsee-Zeitung und dem Swinemünder „Wyspiarz“ berichtet.

Der Vertreter des „Kurier Szczecinski“, Bogdan Twardochleb, unterstrich die gute Zusammenarbeit mit Journalisten des „Nordkurier“. Der Fernsehjournalist, Grzegorz Fedorowski, aus Stettin stellte fest, dass Anzahl und Dauer von Sendungen über den Nachbarn nicht ausreichen, um dem gesellschaftlichen Auftrag der Medien für die europäische Integration gerecht zu werden. Er übergab eine zweisprachige Übersicht der Programme im Stettiner Fernsehen zur deutsch-polnischen Thematik.

Als wichtigste Voraussetzung für Informationsaustausch wurde die Sprachbeherrschung genannt. Hierbei gibt es nach wie vor große Defizite, obgleich inzwischen viele gut qualifizierte junge Polinnen und Polen in der Grenzregion für Abhilfe sorgen und die Zahl der reiferen Polnischschüler in Kursen auf deutscher Seite ständig wächst. Trotz Erweiterung der Berichterstattung einzelner Medien musste am Ende der sehr engagiert geführten Diskussionsrunde festgestellt werden, dass im Hinblick der nahen Aufnahme Polens in die EU die grenzüberschreitende Berichterstattung und der Informationsaustausch insgesamt nicht ausreichen. Für wachsende Informiertheit über den Nachbarn müssten auch Kommunen und Verwaltungen einen Beitrag leisten.

Vom „Runden Tisch“ zum eingetragenen Verein

Gründung der Deutsch-Polnische Gesellschaft (DPG) Vorpommern

Greifswald. Zu einem Arbeitstreffen kommen am 8. Januar 2002 aktive Vorpommern zusammen, um die Gründung der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Vorpommern e. V. i. G. am Freitag, dem 18. 01. 2001, in Greifswald vorzubereiten. Zum großen Teil sind das ehemalige Teilnehmer des Runden Tisches, die sich vor einem Jahr Gedanken über konkrete Ziele und Strukturen für erfolgreiche Arbeit als Sektion Vorpommern der DPG in Mecklenburg-Vorpommern e. V. machten. Damals ahnte keiner der Aktiven, dass sich die Strukturen als Sektion des Landesverbandes ohne rechtlichen Status und entsprechende Autonomie für aktive Arbeit als untauglich erweisen würden. In der Bundesrepublik bestehen mehr als 40 Vereine (e. V.) der Deutsch-Polnischen Gesellschaft, die im Bundesverband zusammengefasst sind. Strukturen mit untergeordneten Sektionen gibt es nur in Mecklenburg-Vorpommern.

Trotz kurzer Zeit des Bestehens der Sektion Vorpommern und ungünstiger Bedingungen wurden zielstrebig viele Dinge auf den Weg gebracht. Das zeugt von engagierter ehrenamtlicher Arbeit des Sprecherrates und aktiver Mitglieder in den 5 Arbeitsgruppen.  Auf einer zweitägigen Konferenz der Sektion Vorpommern im März 2001 resümmierten Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Bildung, Kultur und den Medien der Region sowie Staatssekretär Tilo Braune in Vertretung der Landesregierung in einer Podiumsdiskussion über den Stand deutsch-polnischer Zusammenarbeit in der Grenzregion Vorpommern/Westpommern. Nach einem kritischen Erfahrungsaustausch wurde ein Maßnahmekatalog erarbeitet, der Defizite deutsch-polnischer Zusammenarbeit aufzeigt. Er wurde Politikern in Vorpommern und der Landesregierung unterbreitet. Es zeigte sich im Verlauf der Arbeit, dass Defizite im Informationsaustausch und in der regionalen Vernetzung nicht allein durch ehrenamtliche Arbeit zu beseitigen sind. Deshalb wurde begonnen, eine Konzeption für ein „Zentrum für Europäische Integration“ zu erarbeiten, das diese Aufgaben vor allem für die Grenzregion professionell übernehmen sollte. Dieses Projekt wird den zukünftigen Mitgliedern unterbreitet und zur Fertigstellung durch eine Arbeitsgruppe empfohlen. Auf der Konferenz der DPG Vorpommern im April 2002 soll das entwickelte Projekt vorgestellt werden.

Der Entwurf des Arbeitsplanes der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Vorpommern e. V. i. G. enthält u. a. auch einen Workshop zu Förderprogrammen am 22. Februar 2002, der von der Staatskanzlei unterstützt wird. Für das Gelingen des „Greifswald International Students Festival“ möchte die DPG Vorpommern ihren Beitrag leisten. Greifswalder Studenten überreichten zum ersten „Stammtisch Pommern“ im September 2001 das Projekt dafür und baten um Unterstützung. Zu den Vorhaben des neuen Vereins, die auch richtig Spaß machen sollen, gehört die gesellige Veranstaltungsreihe „Stammtisch Pommern“, in der es gemeinsam mit renommierten Persönlichkeiten um Kunst, Kultur, Politik, Wirtschaft und Bildung in Polen und Deutschland geht.

Über diese und andere Möglichkeiten, unseren polnischen Nachbarn kennen zu lernen und damit ein gutes Miteinander im bald größeren Europa zu verwirklichen, entscheiden die Gründungsmitglieder der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Vorpommern am 18. Januar 2002, ab 17.00 Uhr, im Kommunikationszentrum des BIG Greifswald. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.